Rumstedt in Schweden
Wie ich schon in den 1990er Jahren bei meinen ersten Gehversuchen im Internet feststellen konnte, gibt es den Familiennamen Rumstedt auch in Schweden. Ich fand mehrere Hinweise auf einen Buchdrucker namens Samuel Rumstedt in Stockholm.
Auf Nachfrage teilte mir die Königliche Bibliothek in Stockholm damals mit, dass Samuel Rumstedt am 20.06.1770 geboren wurde und am 11.05.1855 verstarb. Seine Druckerei wurde 1852 von seinem Sohn Johan Ferdinand Samuel Rumstedt übernommen. Dies waren die ersten konkreten Daten, die ich zu den schwedischen Rumstedts erhielt.
Im Jahre 2001 schrieb ich einen Brief an drei schwedische Rumstedts, deren Adressen ich im Online-Telefonbuch gefunden hatte. Ich hatte den Brief sogar von einer Übersetzerin ins Schwedische übersetzen lassen. Den Google-übersetzer gab es damals noch nicht ;-)
Und ich bekam.... keine einzige Antwort.
Im selben Jahr startete auch Wikipedia. Was es damals noch nicht gab - heute jedoch schon - ist ein Artikel über Samuel Rumstedt in der schwedischen Wikipedia.
Erst zwei Jahre später schrieb mir einer der Angeschriebenen einen kurzen Gruß in mein damaliges Gästebuch meiner Homepage. Ein kleiner Anfang. Dann folgte im selben Jahr eine E-Mail einer US-amerikanischen Rumstedt, deren Vorfahren aus Schweden stammten. Sie hatte von mir über den Gästebuchschreiber erfahren.
Sie berichtete mir, dass die schwedischen Rumstedts von dem besagten Buchdrucker Samuel Rumstedt abstammen. Sie nannte mir auch die Namen und Daten einiger seiner Nachfahren. Eine Verbindung ihrer Familie nach Deutschland war ihr indessen nicht bekannt.
Handelte es sich also nur um eine rein zufällige Namensgleichheit und die schwedischen Rumstedts haben mit den deutschen gar nichts zu tun? Da ich nicht wusste, wie ich hier Licht ins Dunkel bringen sollte, verfolgte ich die Angelegenheit erst einmal nicht weiter, behielt sie aber immer im Hinterkopf.
Mehrere Jahre später erhielt ich eine E-Mail eines schwedischen Ahnenforschers, dessen Vorfahre, der Blechschläger Johann Friedrich Rumstedt, eventuell aus Deutschland stammen soll. Daraufhin griff ich die Sache wieder auf.
Inzwischen hatten sich die Möglichkeiten, über das Internet Daten abzurufen, enorm verbessert. Ich recherchierte auf der Website Familysearch.org und stellte fest, dass der Blechschläger Johann Friedrich Rumstedt der Vater des Buchdruckers Samuel Rumstedt war. Und es gab auf der Website auch noch weitere Funde zu seiner Familie.
Die Seite Familysearch gab es auch schon 2001, aber zu Samuel Rumstedt gab es damals noch keine Einträge.
Besonders interessant fand ich die Tatsache, dass Samuel und seine Geschwister alle in der "Tyska församlingen" = Deutschen St. Gertruds Gemeinde in Stockholm getauft wurden. In dieser Gemeinde heiratete Johann Friedrich Rumstedt im Jahre 1752 auch seine Frau Maria Christina Wittich (Wittig). Seine Frau und deren Geschwister wurden ebenfalls in der Deutschen Gemeinde getauft.
Des Weiteren ergaben die Familysearch-Einträge, dass Samuel Rumstedts Schwester Anna Christina mit Johann Joachim Friedrich Plagemann verheiratet war, dem Rektor der Deutschen Schule ("Tyska Skolan") in Stockholm.
Aus dem "Familienbuch Spornitz Dütschow von 1648-1896 " von Winfried Dazert, aus dem mir eine Ahnenforscherkollegin netterweise Auskünfte gab (Herzlichen Dank an A. Wiese!), erfuhr ich weitere Details über die Familie Plagemann. Johann Joachim Friedrich Plagemanns Vater war der Pastor Otto Friedrich Plagemann, geb. 1707 in Altkalen, Mecklenburg. Johann Joachim Friedrich Plagemanns Halbbruder war Georg Ludwig Otto Plagemann, Rektor der Stadtschule in Rostock und Verfasser mehrerer Schulbücher.
Nachfahren von Johann Joachim Friedrich Plagemann sind ebenfalls in der schwedischen Wikipedia vertreten: Sein Sohn aus erster Ehe mit Margareta Dorothea Lange, der Apotheker Carl Johan Fredrik Plagemann und seine Enkelsöhne, die Maler Carl Gustaf Plagemann und Arnold Abraham Plagemann .
Sodann erfuhr ich, dass über die schwedische Website Arkivdigital.net die Einsichtnahme in schwedische Kirchenbücher möglich ist. Im September 2016 buchte ich einen Zugang für eine Woche für umgerechnet rd. 13 Euro. Ich hoffte dadurch Belege zu finden, dass Johann Friedrich Rumstedt wirklich aus Deutschland kam.
Es brauchte eine Weile, bis ich mit dem System auf der Archivseite zurecht kam. Der Google-Übersetzter war mir ein wichtiges Werkzeug. Allerdings gab es auch immer wieder Wörte, die der Google-Übersetzer nicht zu kennen schien. Erst nach einiger Zeit ging mir auf, dass es sich um altschwedische Wörter handelte, die man heutzutage ganz anders schreibt. Und wenn ich die Handschrift nicht entziffern konnte, half mir natürlich auch kein Übersetzungsprogramm.
Rückblickend stelle ich fest, dass für einen ersten Einstieg mit Anfangsschwierigkeiten eine Woche zu kurz war. Bei meinem nächsten Besuch werde ich eine längere Zeit buchen und bringe dann auch schon etwas Erfahrung mit, was es sicher einfacher machen wird. Und es wäre hilfreich gewesen, wenn ich vor meinem ersten Besuch die Seite über Familienforschung in Schweden der G-Gruppe gelesen hätte ;-)
Mein Hauptanliegen, nämlich eindeutig zu kären, ob Johann Friedrich Rumstedt aus Deutschland kam, hat sich leider nicht erfüllt. Zwar konnte ich seinen Traueintrag im Kirchenbuch der Deutschen St. Gertruds Gemeinde finden, aber leider ist dort nichts über seinen Geburtsort oder seinen Eltern vermerkt. Die Sterbeeinträge von ihm und seiner Frau habe ich in der kurzen Suchzeit von einer Woche nicht finden können. Die von der Kirchengemeinde geführten Haushaltsbücher und Register über zu- und weggezogene Gemeindemitglieder, beginnen leider erst Jahre später, nachdem Johann Friedrich schon längst verstorben sein dürfte.
Aber zu vielen anderen Mitgliedern der schwedischen Rumstedts konnte ich Daten finden, die mir bisher gefehlt haben. So habe ich z.B. in Erfahrung bringen können, dass der älteste Sohn Johann Friedrich jun. mit seiner Frau und Tochter im Jahre 1787 von Göteborg nach St. Petersburg ausgewandert ist. Und auch über die Familie von Sara Helena L'Orange, Ehefrau des Buchdruckes Samuel Rumstedt, habe ich Einträge gefunden.
Unabhängig von der Einsicht in die schwedischen Kirchenbücher konnte ich inzwischen auch den Lebensweg eines weiteren Mitglieds der Familie weiterverfolgen. Daniel Rumstedt, ein weiterer Sohn des Blechschlägers Johann Friedrich, ist nach Riga ausgewandert. Im Jahre 1778 wurde er Mitglied der Klempner-Gilde in Riga, was ich zufällig durch einen Treffer bei der Google-Book-Suche herausfand. Sein Name ist in dem Werk "Die Geschichte der Kleinen oder St. Johannis-Gilde in Wort und Bild - Zum Jubiläumsjahr 1901" von Friedrich Brunstermann verewigt. Laut Buch war die Klempner-Gilde im Besitz einer Deckelkanne aus Zinn, auf der mehrere Namen von Klempnern eingraviert sind. Unter anderem auch "D. Rumstedt als ein Ehrlicher Jünger von Stockholm". Ich habe die Funde in einem PDF-Dokument zusammengefasst.
Glücklicherweise sind auch die Kirchenbücher von Riga online durchsuchbar. Und das sogar kostenlos! Auf diese Weise konnte ich ermitteln, dass Daniel Rumstedt im Jahre 1788 die Klempner-Witwe Gertrud Helene Seldenschlo, verwitwete Hoyack, geheiratet hat. Er verstarb in Riga am 08.04.1819 und seine Frau am 06.03.1825.
Werde ich das Rätsel um die Herkunft des Blechschlägers Johann Friedrich Rumstedt noch lösen können? Ich werde auf diesen Seiten über den Fortgang berichten.
Anhand der bisher gefundenen Daten habe ich eine Nachfahrenliste erstellt.
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 20.11.2016